Trenchcoat
Humphrey Bogart wurde damit zur Film-Legende, Audrey Hepburn auch, Inspektor Colombo (Peter Falk) ist ohne ihn nicht denkbar, und für heutige Stilikonen ist er unverzichtbar. Der Trenchcoat ist ein Modeklassiker. Seinen ersten Auftritt hatte er nicht auf der Leinwand oder auf dem Laufsteg, sondern auf dem Schlachtfeld - bei den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs: Britische und französische Soldaten trugen den leichten Mantel aus wasserabweisendem Material im Schlamm des Schützengrabens (englisch: trench).
Frankreich, 1916
Ein System etlicher dieser Erdschächte durchfurchte damals Europa. So entstand durch den Stellungskrieg an der Westfront ein riesiges Grabensystem - 770 Kilometer lang, von den Alpen bis zur Nordsee. Im Niemandsland zwischen den einzelnen Gräben wurden Soldaten zu Kanonenfutter. Der „Grabenmantel” half beim Überleben. Er hielt Nässe ab, in seine Taschen passten Fernglas und Karte, an den Gürtelschlaufen konnten Waffen befestigt werden. Schulterklappen - ursprünglich für Rangabzeichen - zeugen noch heute vom militärischen Zweck.
Frankreich, 1916
wummern
Wummernde Bässe sorgen in Clubs meist für gute Stimmung, und in Wohnhäusern manchmal für Nachbarschaftsstreit. Im Ersten Weltkrieg waren sie auch jenseits der Front eine permanente Erinnerung an den Schrecken - an den Sound der Schlachtfelder. Das Verb wummern stand für den durchdringenden und dumpfen Klang von schweren Geschützen aus der Ferne. So schrieb der umstrittene Schriftsteller Ernst Jünger in seinen Kriegserinnerungen „In Stahlgewittern” (1920): „Für dieses Brodeln entfernten Kanonendonners hatten wir den klangvollen Frontausdruck ‚Es wummert‘ geprägt.“
Auch Ludwig Renn benutzt diesen Begriff in seinem nüchternen Antikriegsroman „Krieg” (1928). „Nur ganz in der Ferne war ein leises Wummern”, heißt es darin. Mitunter tagelang andauerndes Artilleriefeuer aus nächster Nähe bezeichneten die Soldaten als Trommelfeuer. Dieses Dauerfeuer war maßgeblich verantwortlich für das Kriegszittern, einer speziellen Form der posttraumatischen Belastungsstörung. Artilleriebeschuss war die Ursache für rund drei Viertel der auf dem Schlachtfeld Getöteten.
Keks
Das Wort Keks klingt wie das englischen Wort "cakes", dem Plural von Kuchen. Und tatsächlich war mit "Cakes" neben "Biscuits" schon im 19. Jahrhundert Dauergebäck englischer Art gemeint. Eingedeutschte Varianten wie "Keek" tauchten schon früh auf. So benannte Hermann Bahlsen seine "Leibnitz-Cakes" 1911 in "Keks" um. Diese Schreibweise setzte sich durch, als der Allgemeine Deutsche Sprachverein den Kampf gegen das "Fremdwörterunwesen" verstärkte.
1915 wurde das Gebäck schließlich als Einzahlwort "Kek" in den Duden aufgenommen, blieb aber nur in der Plural-Schreibung gebräuchlich. Allzu oft dürften die Deutschen das Wort im Krieg ohnehin nicht in den Mund genommen haben. Denn infolge der britischen Seeblockade herrschte ein dramatischer Mangel an Nahrungsmitteln.
An Genussmittel war kaum zu denken. Bereits in den ersten Kriegsjahren entstand eine regelrechte Ersatz-Industrie: Schokolade ohne Kakao, Getreidekaffee ohne Kaffee, Wurst aus Mehl und Brot aus Kartoffeln. Oft fehlte es am Nötigsten. Bis 1919 starben im Deutschen Reich rund 863.000 Menschen an den Folgen von Unterernährung.
verfranzen
Wer sich verfährt, verirrt oder auch in Gedanken komplett die Übersicht verliert, der hat sich irgendwie verfranzt - mit „z”. Denn das Verb stammt aus der Fliegersprache des Ersten Weltkriegs und leitet sich von Franz ab. So nannte man damals scherzhaft den Copiloten in den zweisitzigen Flugzeugen, der mit Flugkarte und Kompass für die Navigation zuständig war. Hatte sich der „Franz” verlesen oder wegen anderen Nachlässigkeiten die falsche Route eingeschlagen, so sprach man in Fliegerkreisen von „verfranzen”. Auch der schon damals legendäre deutsche Jagdflieger Manfred von Richthofen - alias „der rote Baron” - hatte das Wort in seinem Sprachgebrauch: „So hatten wir uns denn völlig mit Ruhm bekleckert. Erst ,verfranzt' und dann die Kiste zerschmissen!“, schrieb er 1917 in seinen Memoiren.
sich am Riemen reißen
Am Riemen reißen steht dafür, sich bei einer Sache Mühe zu geben und durchzuhalten, auch wenn man eigentlich keine Lust dazu hat. Die Redewendung stammt aus dem Soldatenjargon des Ersten Weltkriegs. Der Riemen bezeichnete den Gürtel der Uniform. Saß er stramm und korrekt in der Mitte, ging das einher mit einer entsprechend inneren Haltung - glaubte man. Riemen und Koppelverschluss änderten sich während des Krieges nicht.
Andere Teile der Uniform wurden deutlich funktionaler, allen voran der Helm. So diente die lederne Pickelhaube mit ihren glänzenden Messingbeschlägen aus: Sie bot kaum Schutz vor Granatsplittern und gab trotz Tarnüberzug ein leichtes Ziel für gegnerische Schützen ab. Die Pickelhaube wurde deshalb zunächst mit abschraubbarer Spitze ausgeliefert. Schließlich wurde sie durch den Stahlhelm ersetzt. Engländer und Franzosen hatten bereits 1915 ihre Versionen, deutsche Soldaten bekamen ein robusteres Modell kurz vor der Schlacht von Verdun im Februar 1916.
nur Bahnhof verstehen
„Ich verstehe nur Bahnhof", so würgten schon kriegsmüde Soldaten im Ersten Weltkrieg lakonisch Gespräche ab. Noch heute bekundet man damit, dass man nichts versteht - oder einfach nichts verstehen will. Die Redewendung soll zu dieser Zeit entstanden sein. Die Eisenbahn war damals der Truppentransporter schlechthin: Mit ihr ging es in Richtung Front - aber auch nach Hause. So wurde der Bahnhof zum Symbol für den Heimaturlaub und später für die endgültige Heimkehr.
Doch die Heimat war nach Kriegsende oft nicht mehr dieselbe. Das galt insbesondere für Kriegsgefangene, die erst nach der Ratifizierung des Versailler Vertrags im Januar 1920 heimkehrten: Vier Reiche waren untergegangen, 14 neue Staaten in Europa entstanden. Soldaten, die nie ihre Heimat verlassen hatten, wurden an der Front Blindgänger genannt. Auch ungeliebte Vorgesetzte bekamen dieses Etikett. Ursprünglich waren damit nicht detonierte Granaten gemeint.
Nullachtfuffzehn
08/15 war die Nummer des im deutschen Heer verwendeten wassergekühlten Maschinengewehrs 08 in der Version des Jahres 1915. Heute bezeichnet der Begriff Standardware, Gewöhnliches ohne einen Funken Originalität. Diese übertragene Bedeutung entstand wohl in den 1930er-Jahren, als die im Heer immer noch gebräuchlichen, aber inzwischen veralteten 08/15-Maschinengewehre durch modernere Waffen ersetzt wurden.
Doch im Ersten Weltkrieg war das 08/15 noch Stand der Technik - und Maschinengewehre veränderten die Kriegsführung auf allen Seiten: Vor allem ihr Abwehrfeuer war verantwortlich für die blutigen Stellungskämpfe.
Insgesamt starben in den vier Kriegsjahren rund zehn Millionen Soldaten. Genaue Zahlen zu den zivilen Opfern gibt es nicht, sie werden auf etwa sechs Millionen geschätzt. Die Toten der spanischen Grippe überlagern die Schätzungen, und Folgen von Unterernährung lassen sich heute nicht mehr exakt zuordnen.